Petr Bakla  
 

 

 
 

Shift (2011) for flute, English horn / oboe, bass clarinet and percussion

- durata ca. 13:30
- commissioned by the ensemble recherche
- premiered by the ensemble recherche on 28th January 2012 in Freiburg


EN
I feel that this piece is to large extent a result of the recently changing “Zeitgeist” – or of a shift in musical thinking, if you will. A shift from music concerned with exploration of sound possibilities, psychology of gestures and smoothly evolving form, towards music that is somewhat detached and granular, music which confesses to its artificial, mechanical nature both in material and design, music that questions itself (or “observes” itself from certain distance) rather than strives to resemble a natural, organically grown structure. Metaphorically speaking, a shift to music that often is the “object” and the “measure” (“gauge”) at the same time. It is no easy task to grasp what this shift really is about, where it comes from and where it might possibly be heading. But above all,
I may be mistaken and there is no such process taking place at all, and what I perceive as a more general tendency may just have to do with my personal preferences, with my shifting musical likes and dislikes.
Be it as it is, the title “Shift” might very well read in plural, too, since the piece can be described as a whole chain of small shifts – several hundreds of times the momentary musical situation (the “now”) shifts to another state, takes the next possible form. The wheel moves one cog further, the energy is being released in discreet steps.

DE
In großen Teilen empfinde ich das Stück als Resultat des sich gegenwärtig ändernden „Zeitgeists“ – oder des sich verändernden musikalischen Denkens, wenn Sie so wollen. Eine Verschiebung von Musik, die sich von der Entdeckung klanglicher Möglichkeiten, der Psychologie der Gesten und sich fließend entwickelnder Form hin entwickelt zu einer Musik, die losgelöst, unbeeinflusst und granulös ist, Musik, die an die künstliche, mechanische Natur ihres Materials und ihrer Erscheinungsform glaubt, Musik, die sich selbst lieber in Frage stellt (oder sich gar aus sicherer Entfernung selbst „beobachtet“) als sich zu bemühen um eine natürliche, organisch gewachsene Struktur. Metaphorisch gedacht eine Veränderung hin zu Musik, die oft gleichzeitig das „Objekt“ und das „Maß“, der „Maßstab“ ist. Es ist nicht so einfach zu erfassen, worin diese Verschiebung wirklich besteht, woher sie kommt und wohin uns diese führt.
Aber vor allem kann ich mich täuschen und es läuft gar kein derartiger Prozess ab und all das, was ich wahrnehme als generelle Tendenz, hat mehr zu tun mit meinen persönlichen Vorlieben, mit der Verschiebung meiner musikalischen Vorlieben und Abneigungen.
Wie auch immer, der Titel Shift (Verschiebung, Veränderung) kann sehr gut auch im Plural gelesen werden, da das Stück beschrieben werden kann als eine ganze Kette kleiner Veränderungen – viele hunderte Male verändert sich die momentane musikalische Situation (das „Jetzt“) hin in einen anderen Status, nimmt die nächste mögliche Form an. Das Rad dreht sich einen Zahn weiter, die Energie wird in vorsichtigen Schritten freigegeben.
(Dt. von Sabine Franz)