Petr Bakla  
 

 

 
 

String Trio No. 2 (2017)


- duration ca. 12'30''

- premiered by ensemble recherche (Melise Mellinger - vln, Paul Beckett - vla, Åsa Åkerberg - vlc)
in Freiburg (Morat-Institut) on 9th March 2018


EN
The most important instruction for the players in the score (and there are hardly two more) reads: “Objective,
pure sound”. The music text itself is bare rhythm and pitch, plus some rather subtle and evenly distributed
dynamic marks – there are lots of them across the piece, but their aim is clearly different form the usual creation of expressive gestures.

I find that the principal sound of acoustic instruments, devoid of any-century interpretational stereotypes and masterfully controlled by great performers, is the most exciting and the most luxurious material I can work with now (much more so than any electronic sound, for example). For better or worse, my music has little use for anything else anyway. If I ever had a credo, it might be: “Don´t try to make your music more interesting than it actually is. You won´t help anything.”

The above description fits to pretty much all my pieces dating from roughly last 7 years. In today´s new music environment, the appearance of my scores has repeatedly produced some moments of astonishment, embarrassment and more or less explicit prejudice (one conductor thought I had sent him a pre-definitive score by mistake, because there were no crescendo/decrescendo marks and “not enough articulations”). No such thing happened, however, with ensemble recherche, new music protagonists of first grade, and I´m very happy to have the piece premiered by them this evening.


GER
Die wichtigste Anweisung (und es sind kaum zwei mehr) für die Spieler in der Partitur hießt: „Objektiver, reiner Klang“. Der musikalische Text selbst ist nur Rhythmus und Tonhöhe, dazu einige eher subtile und gleichmäßig verteilte dynamische Anmerkungen – im gesamten Stück gibt es viele davon, aber ihre Absicht ist klar anders als es sonst zur Erzeugung expressiver Gesten üblich ist.

Ich meine, dass der prinzipielle Klang akustischer Instrumente, frei von den interpretatorischen Stereotypen irgendeines Jahrhunderts und meisterhaft kontrolliert durch großartige Interpreten, das faszinierendste und luxuriöseste Material ist, mit dem ich nun arbeiten kann (so viel stärker als beispielsweise jeder elektronische Klang). Ob das nun gut ist oder nicht, meine Musik braucht kaum anderes, als den puren Klang akustischer Instrumente. Wenn ich je ein Credo gehabt haben sollte, dann das: „Versuche nicht, Deine Musik interessanter zu machen, als sie es aktuell ist. Das hilft niemandem.“

Die oben stehende Beschreibung passt eigentlich zu all meinen Stücken der etwa letzten sieben Jahre. Im Umfeld der heutigen neuen Musik hat das Aussehen meiner Partituren immer wieder Momente des Erstaunens, der Betretenheit und mehr oder weniger klar ausgesprochene Vorverurteilung ausgelöst (so dachte ein Dirigent, ich hätte ihm irrtümlicherweise einen unvollständigen Vorabdruck der Partitur geschickt, weil kein crescendo/decrescendo und ihm ‚nicht genug Artikulation’ verzeichnet waren). Nichts dergleichen passiert jedoch mit dem ensemble recherche, erstklassigen Neue-Musik-Protagonisten. Ich bin sehr glücklich darüber, dass mein Stück heute Abend von ihnen uraufgeführt wird.

(Dt: Sabine Franz)